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Kein Crash aber viel Unsicherheit

von Dr. Martin Hüfner, volkswirtschaftlicher Berater der Hello bank!

06. April 2018
Dr. Martin Hüfner, volkswirtschaftlicher Berater der Hello bank! Österreich, Fotorechte: © hellobank.at/wildbild

Die ersten Monate von 2018 gaben einen Vorgeschmack darauf, was uns an den Märkten in diesem Jahr noch bevorstehen wird. Die Kursentwicklung war nicht wirklich gut aber auch nicht schlecht. Immer wenn es zu einem Einbruch kam, fanden sich wieder Käufer, die die Chancen niedrigerer Einstiegspreise nutzten und neue Positionen aufbauten. Umgekehrt wurden Gewinne mitgenommen, wenn die Märkte zu stark nach oben gegangen waren.

Ich vermute, dass das auch in den kommenden Monaten das Leitmotiv sein wird. Der Grund: Anders als im vorigen Jahr, als die Fundamentalfaktoren alle mehr oder weniger in eine Richtung deuteten, gibt es jetzt unterschiedliche Kräfte. Einige treiben die Kurse nach oben. Andere stellen größere Risiken dar.

Auf was man sich in diesem Jahr aller Voraussicht nach verlassen kann, ist die Konjunktur. Alle Prognosen deuten darauf hin, dass die gesamtwirtschaftliche Leistung weiter zunehmen wird und in einigen Ländern wird sich die Expansion noch beschleunigen. Das sind vor allem die USA. Dort gibt es starke fiskalpolitische Impulse, zum Teil aus der Steuerreform, zum Teil aus der Zunahme der Haushaltsausgaben, zum Teil aber auch aus dem geplanten Infrastrukturprogramm.

Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Zunahme des realen Bruttoinlandsproduktes in den USA in diesem Jahr knapp einen Prozentpunkt höher wäre als im letzten. Das stärkt natürlich auch die Unternehmensgewinne. Wenn mehr verdient wird, sinkt das Kurs/Gewinn Verhältnis. Die hohe Marktbewertung, die manchen in den letzten Monaten Angst gemacht hat, verringert sich.

In Europa läuft die Konjunktur ebenfalls gut, ist aber nicht so überschäumend. Die Fiskalpolitik wird expansiver sein. In Deutschland hat die Große Koalition vor, die Ausgaben um insgesamt über 45 Mrd. Euro zu erhöhen. Auch in Frankreich und Italien wird vermutlich mehr ausgegeben werden. Der Austeritätskurs der vergangenen Jahre ist vorbei, das stärkt das-Wachstum. Die EZB hat ihre Prognose für dieses Jahr nach oben korrigiert und erwartet eine reale Zunahme der Wirtschaftsleistung um 2,4%. Das ist für europäische Verhältnisse ungewöhnlich viel.

Dazu kommen die Schwellenländer, die sich in einer zum Teil dynamischen Aufwärtsentwicklung befinden. Polen, Ungarn und die Tschechische Republik beispielsweise, die zu dieser Ländergruppe zählen, entwickeln sich weiter außerordentlich dynamisch. Das kommt auch Österreich zugute. Anleger sollten sich diese Regionen genauer anschauen.
Das ist der eine Teil der Geschichte. Er wird die Märkte in diesem Jahr immer wieder positiv beeinflussen und dürfte verhindern, dass es zu dem großen Crash kommt, den manch ein Guru in diesen Tagen vorhersagt.

Die Inflation macht Sorgen, weil das konjunkturelle Wachstum in manchen Bereichen und in manchen Gegenden über die Zunahme der Kapazitäten hinausgeht und deshalb zu Preissteigerungen führen kann. Die alten Gesetze von Angebot und Nachfrage gelten noch. Wenn die Inflation zunimmt, erhöhen sich zwar die Unternehmensgewinne; die Kaufkraft der Verbraucher geht aber zurück und damit verringert sich die weitere Wachstumsdynamik.


Am wichtigsten aber ist, dass bei mehr Inflation die Zinsen steigen. Das geht zum Teil automatisch durch die Marktkräfte, weil Anleger auf den Kapitalmärkten weniger Geld anlegen. Hinzu kommt aber, dass die Zentralbanken bei einer steigenden Geldentwertung die geldpolitischen Zügel anziehen. In Europa werden die Wertpapierkäufe der EZB im Herbst auslaufen. Die Leitzinsen werden in diesem Jahr wohl noch nicht erhöht. In den USA ist die Notenbank bereits dabei, die Wertpapierbestände in ihrer Bilanz zu verringern. Sie hat die Leitzinsen auch schon mehrmals angehoben, zuletzt im März dieses Jahres.

Das ist für die Märkte kein ungefährliches Umfeld. Denn wenn die Zinsen steigen, gehen die Kosten der Unternehmen nach oben. Gleichzeitig verringern sich der Wert der auf die Gegenwart abdiskontierten künftigen Gewinne. Andererseits sollte man aber auch nicht zu pessimistisch sein. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Phasen steigender Zinsen nicht zwangsläufig mit sinkenden Aktienkursen verbunden sind. Anleger schauen nämlich nicht nur auf den Kosteneffekt. Sie wissen, dass die Notenbank die Zinsen nur dann erhöht, wenn sie der Meinung ist, dass die Konjunktur kräftig ist und das aushält. Es zahlt sich für Anleger aus, sich diesem Optimismus der Notenbanken anzuschließen.

Gefahren für die Märkte werden in diesem Jahr aber noch von anderen Seiten kommen, nämlich von den politischen Risiken in vielen Teilen der Welt. Eines ist die Unberechenbarkeit des amerikanischen Präsidenten, der es zu genießen scheint, die Märkte mit seinen Entscheidungen auf dem falschen Fuß Zu erwischen. Ein anderes sind die protektionistischen Tendenzen. Die angekündigten amerikanischen Zölle auf Stahl und Aluminium sind für sich genommen nicht so wichtig. Was die Märkte dabei aber belastet, ist die Furcht, dass sich der Protektionismus durch Maßnahmen und Gegenmaßnahmen hochschaukeln könnte.

Das Fazit: Schrauben Sie Ihre Erwartungen für Kurssteigerungen in diesem Jahr nicht zu hoch. 2018 wird nicht noch einmal ein so schönes Jahr wie 2017. Seien Sie in Ihren Dispositionen also vorsichtiger. Der Anteil der Aktien im Portfolio muss nicht mehr so hoch sein. Wenn die Zinsen weiter nach oben gehen, kann man sich auch wieder vermehrt Festverzinsliche an-schauen. Vielleicht macht es auch Sinn, sich angesichts der vielen Unsicherheiten etwas mehr Gold ins Depot zu legen.

Mehr von Hüfner?
Besuchen Sie den Hello bank! Vortrag von Dr. Martin Hüfner am 5. Mai beim Börsentag Wien um 11 Uhr zum Thema „Trendwende an den Finanzmärkten – Makroperspektiven 2018/2019“. Wir freuen uns auf Sie!


Disclaimer:
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder und stellt in keiner Weise eine Finanzanalyse, eine Anlageberatung, ein Angebot zum Kauf oder eine Empfehlung der Hello bank! dar und kann keine fachliche Beratung durch einen Anlage- und/oder Steuerberater ersetzen.

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